Reizüberflutung beim Baby
Die meisten Menschen brauchen Zeit, um sich an neue Situationen anzupassen, insbesondere, wenn viele neue Eindrücke gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Wer aus einem beschaulichen Landleben ins Herz einer Großstadt zieht, wird erst einmal Probleme haben, alles zu verarbeiten. Wie muss es da erst einem Neugeborenen geben, der aus der Enge, Dunkelheit, Wärme und Stille des Mutterleibes kommt, und auf den nun alles auf einmal einstürzt? Dieser Reizüberflutung hat das Baby zunächst nichts entgegenzusetzen.
Rein ins volle Leben: Reizüberflutung fürs Baby
Alle Babys werden beim Übergang vom Mutterleib in die Außenwelt mit einer intensiven Kaskade neuer Eindrücke geflutet. Das erste Mal atmen, das erste Mal einen Luftzug spüren, Farben, Geräusche, Weite. Diese Fülle an neuen Sinneseindrücken zu bewältigen gelingt manchen Babys besser und manchen nicht so gut. Letztere schreien viel und sind häufig gestresst und unruhig. Wer will es ihnen auch verdenken? Was solche Kinder vor allem brauchen, ist Ruhe, Geborgenheit und ausreichend Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Nach und nach werden sich auch sensiblere Babys an die vielen Außenreize gewöhnen. Ihr könnt aber dazu betragen, ihnen den Einstieg ins Leben so einfach wie möglich zu machen.
Das erfordert für euch in eurer Freude und Begeisterung über das neue Familienmitglied natürlich auch etwas Zurückhaltung. Weniger ist mehr! Quietschbunte Spielzeuge, Rasseln, fremde Menschen, Gerüche, Geräusche vom nahen Fernseher oder Radio überfordern das Kind möglicherweise. Was zu viel ist, ist einfach zu viel.
Reizüberflutung beim Tragen
Aus diesem Grund wird auch davon abgeraten, ein Baby mit dem Gesicht nach vorne zu tragen. Wenn Baby permanent nach vorne schaut, sieht es zwar viel – aber eben manchmal auch zu viel. Dabei fehlt ihm jegliche Rückzugsmöglichkeit. Wird es dagegen mit dem Gesicht zu Mama oder Papa getragen, kann sich das Baby bei Bedarf an die Brust kuscheln und alles um sich herum ausblenden. Es kann selbst bestimmen, wann es sich eine Pause gönnt und wann es sich wieder neugierig umschaut.
Doch auch aus orthopädischer Sicht ist das Tragen nach vorne zu vermeiden und kann zu einer Schädigung der noch weichen Hüftgelenke führen.
Reizüberflutung führt am Abend zum Schreien
Wer mit seinem Baby den ganzen Tag von einer Aktivität in die nächste stürzt, es permanent unterhält, ihm keine Ruhepausen gönnt und dabei sein Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf nicht erkennt oder ignoriert, der darf sich nicht wundern, wenn das Baby abends quengelig ist oder schreit.
Für die lieben Kleinen ist die große weite Welt noch furchtbar aufregend: Es gibt so viel Neues, Interessantes, Spannendes zu sehen und zu erleben. Das ist aber auch ganz schön anstrengend und bedeutet Stress für das Baby. Stress, mit dem es irgendwo hin muss.
Früher ging man davon aus, das abendliche Schreiattacken daran lägen, dass die Kinder „Bauchweh“ hätten. Heute geht man davon aus, dass sie in dieser Phase vielmehr versuchen, die vielen Ereignisse des Tages zu verarbeiten.
Das Schreien ist das Ventil, um dem angestauten Stress Luft zu machen.
Das Baby entstressen mit Reizreduzierung
Die Abhilfe scheint hier vergleichsweise einfach zu sein. Setzt euer Baby einfach nicht zu vielen Reizen aus. Ein Neugeborenes braucht auch noch keinen Terminkalender wie ein Topmanager: morgens Babymassage, mittags Pekip und danach noch schnell zum Schwimmen. Ihr könnt euer Baby ja fördern, aber lasst die Kirche im Dorf. Plant pro Tag maximal einen solchen Termin und ermöglicht eurem Nachwuchs dazwischen die nötigen Ruhe- und Erholungspausen. Alles, was Stress verursacht, sollte zumindest in der ersten Zeit vermieden werden.
Sollte euer Kind weiterhin unruhig sein oder sogar unverhältnismäßig viel schreien, habt ihr vielleicht ein Schreibaby. Das verkompliziert die Lage etwas, doch auch hier haben wir zumindest ein paar Tipps für euch.
Was in jedem Falle hilft, ist ein fester Tagesablauf. Dabei können Rituale für das Kind eine wichtige Rolle spielen.
1 Kommentar
Danke! Endlich mal jemand, der es ausspricht. Ich verstehe die ganzen Muttis heutzutage nicht, die mit ihren neugeborenen Baby zum Shoppen und in Restaurants rennen als wäre alles wie vorher. Abgesehen vom Wochenbett, was sich auch kaum eine mehr „gönnt“. Naja, muss ja jeder für sich selbst wissen.