Sind Schreibabys ein typisch deutsches Phänomen?

Gibt es Schreibabys eigentlich überall auf der Welt? Wie ist das zum Beispiel in Afrika oder in Asien? Haben Eltern dort genau die gleichen Probleme mit ihren Babys? Oder ist das Schreibaby-Phänomen eher etwas, das uns Menschen in den Industrieländern betrifft?  
Wissenschaftler haben dazu Erstaunliches gefunden: Ihren Erkenntnissen nach sind Schreibabys zumindest ein Stück weit typisch deutsch. 

Schreibabys als Kulturphänomen? 

In Südamerika, Asien und Afrika sind Schreibabys unbekannt. Natürlich weinen Babys auch dort, das aber hat eine andere Qualität. Psychologen glauben, dass diesen Völkern noch eine größere natürliche Weisheit erhalten geblieben ist. Die Mütter dort verstehen sich besser darauf, ihre Babys zu beruhigen data-contrast="auto">. Doch warum ist das so? Ist das Beruhigen des eigenen Kindes nicht weltweit dasselbe? Die Antwort darauf ist vielschichtiger als im ersten Moment scheint.

In vielen Regionen der Welt wie Afrika, Südamerika oder Asien sind Babys ganz selbstverständlich immer mit dabei. Die Mütter tragen die Kinder nahezu ständig in einem Tuch am Körper und haben entsprechend deutlich mehr Körperkontakt mit ihnen. Sie stillen ihre Kinder auch häufiger, was die Bindung stärkt und festigt. Das natürliche Zusammenspiel zwischen Baby und Mutter scheint hier deutlich besser zu funktionieren. Das Baby schläft  fast immer im Elternbett, und die Vorstellung, das Baby solle im eigenen Bettchen schlafen, sorgt eher für Kopfschütteln oder Erheiterung. Dazu kommt, dass die Gesellschaft in diesem Ländern in einem viel größeren Maße noch durch die traditionelle Großfamilie geprägt ist. Folglich wachsen die Kinder ganz anders auf als heutige deutsche Babys. In der großen Familie kümmern sich alle gemeinsam um den Nachwuchs. Großeltern, aber auch ältere Geschwister, Cousins, Tanten und Onkel sind mit von der Partie, und alle kümmern sich ganz selbstverständlich mit um das Baby. Das ist eine enorme Entlastung für die Eltern, die aber auch noch von der angesammelten Erfahrung profitieren: Durch den engen Kontakt mit den eigenen Großeltern und Eltern sowie mit anderen werdenden oder schon gewordenen Müttern in der Familie lernen sie praktisch nebenbei, was es heißt schwanger zu sein, ein Kind zur Welt zu bringen und es großzuziehen. Einen Schwangerschaftskurs muss dort wohl niemand besuchen. 

Es scheint, dass wir uns in der westlichen Welt mit unserer angeblich „zivilisierten“ Lebensweise in Wirklichkeit weit von unseren natürlichen und gesunden Ursprüngen entfernt haben. Die schnelle Taktung unseres Berufslebens und die Zersplitterung von übergreifenden Familienverbänden haben dazu beigetragen, dass uns lange tradiertes Wissen in einem Maße verlorengegangen ist, dass es in jeder Generation und in jeder Kleinfamilie von Neuem erworben werden muss: über Bücher und Kurse. Den natürlichen Umgang mit dem Baby scheinen westliche Mütter ein Stück weit verlernt zu haben. Auch die Grundfertigkeit, mit dem Baby zu kommunizieren, verschwindet nach und nach. In der Folge verkümmert auch die Intuition der Eltern für das Befinden ihrer Kinder. Wenn die Verbindung verloren geht und die Babys die Trennung spüren, ist es kein Wunder, dass sie schreien.


Typisch deutsch: Die Angst, das Baby zu verwöhnen

Typisch deutsch ist dabei vor allem die ständige Sorge, man könne das Baby zu sehr verwöhnen. In anderen Ländern ist das anders. Hierzulande scheint es, als hätten Eltern regelrecht Angst davor, ihr Kind zu viel umherzutragen oder auf dem Arm zu haben. Der Gedanke, dem Kind zu viel Liebe oder Nähe angedeihen zu lassen, scheint unerträglich zu sein. Stattdessen wird  das Baby schon früh mit Spielsachen oder mit Essen überhäuftDabei ist es gerade in der ersten Zeit enorm wichtig, dem Baby so viel an Körperkontakt und Berührungen angedeihen zu lassen wie nur irgend möglich. Von Verwöhnen, im Sinne einer Fehlentwicklung, kann nicht die Rede sein – tatsächlich könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein. Viel Spielzeug macht noch kein glückliches Kind. Welche Anlagen schafft man in dem Kind eigentlich durch den Versuch, einen emotionalen Mangel durch materielle Güter zu kompensieren?

Der irre Wunsch nach Perfektion 

Wie es gesellschaftlich um uns bestellt ist, verdeutlicht sich bei einem Gedankenexperiment: Was würde wohl passieren, wenn ein Mädchen in der Schule oder eine junge Frau auf einer Party gefragt wird, was sie mal werden möchte oder beruflich macht, und ihre Antwort wäre „Hausfrau und Mutter“. Was für Bilder, Gefühle und Assoziationen steigen da in euch hoch? Das Muttersein hat hierzulande einen Großteil seiner Würde und seines Respekts eingebüßt und taugt mittlerweile nur noch als „Hobby“ oder „Nebentätigkeit“. Von Frauen wird heute erwartet, auch im Beruf ihren Mann zu stehen. Das gilt gemeinhin als Selbstverwirklichung. Damit das funktionieren kann, muss die Integration von Nachwuchs in den Lebenslauf aber geradezu generalstabsmäßig geplant werden. Erst ist die qualifizierte Ausbildung, anschließend ein paar Jahre arbeiten, reisen, Party machen und das Leben genießen und dann, vielleicht, ein Kind oder auch zwei. Schwangerschaft, Geburt und das Aufziehen der Kinder müssen sich in die eigene Lebensplanung einfügen, daher muss alles perfekt laufen. Auch hier wird minutiös geplant, damit das Kind dann die erträumte Komplettierung der glücklichen Vorzeigefamilie werden kann. Nach der reibungslos verlaufenen Geburt will die Mutter dann so schnell wie möglich in den Beruf zurück, aus dem sie immerhin einen Großteil ihres Identitätsgefühls bezieht. Für Abweichungen gibt es keinen Raum, alles muss perfekt ineinandergreifen wie ein Uhrwerk. Ein schreiendes Baby ist bei der Wunschvorstellung einer glücklichen Familie nicht einkalkuliert. Wenn also einmal etwas nicht ganz so läuft wie geplant, sehen sich die Eltern häufig nicht nur mit der aktuellen Herausforderung konfrontiert, sondern darüber hinaus mit dem Zerplatzen ihres Lebensentwurfs. Selbst wenn bis zu diesem Punkt alles lief wie am Schnürchen – Kinder sind ein unberechenbares Element.  

Dazu kommt, dass Mütter einer Doppelbelastung ausgesetzt sind, denn natürlich wollen sie trotz aller beruflichen Ambitionen auch noch eine gute Mutter sein. Damit stehen sie praktisch von der ersten Sekunde an unter Stress, der sich auch auf das Kind überträgt. Und gestresste Babys schreien.  

Größere Unsicherheit bei den Eltern 

Durch den oben skizzierten Verlust von tradiertem Wissen einerseits sowie der Unterstützung der Großfamilie in Deutschland andererseits macht sich unter jungen Eltern Unsicherheit breit. Ständig begleitet sie die Befürchtung, etwas falsch zu machen. Experten beschreiben dies als „fehlende Gelassenheit und als ein schädliches Streben nach Perfektionismus. Im Bewusstsein der eigenen Unerfahrenheit setzen die Eltern ihre Hoffnungen natürlich auch auf ein pflegeleichtes Baby, zumal es auch nur dann möglich sein wird, den eigenen Plan weiterzuverfolgen. Fakt ist aber: Babys sind Menschen, die schon bei der Geburt ihre eigene Persönlichkeit mitbringen. Daher führt kein Weg daran vorbei, sich auf sein Kind und seine Bedürfnisse einzulassen. Dazu gehört auch, das Unerwartete zu erwarten.  

Fazit

Schreibabys, im Sinne von Babys, die scheinbar grundlos häufig und ausgedehnt schreien und kaum zu beruhigen sind, zeigen sich als ein Phänomen von Ländern in der sogenannten „westlichen Welt“ und hier besonders im deutschsprachigen Raum. Dagegen sind sie in Südamerika, Asien und Afrika so gut wie gar nicht bekannt, in Gesellschaften also, in denen ganz anders mit Kindern umgegangen wird und zudem Großfamilien häufig eine breit aufgestellte Versorgung und Betreuung des Kindes ermöglichen. Während innerhalb Europas in Ländern wie Italien oder Spanien solche mehrere Generationen umspannende Familienstrukturen noch relativ häufig anzutreffen sind, haben sie in Deutschland Seltenheitswert – mit rapide abnehmender Tendenz. Dies eröffnet Raum für die Spekulation, dass die Auflösung traditioneller familiärer Strukturen in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Zunahme an Schreibabys stehen könnte.

Und tatsächlich ist diese Entwicklung noch lange nicht am Ende. Alternative Lebensmodelle, Patchwork-Familien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften fordern nun auch noch die Kernfamilie heraus.

Doch heißt das, dass wir die Uhr 100 Jahre zurückdrehen sollen und Frauen wieder an den Herd gehören? Das ist weder möglich noch wünschenswert. Allerdings darf man sich durchaus die Frage stellen, inwieweit die sozialen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte den Menschen in den Mittelpunkt stellten und inwieweit eher übergeordnete wirtschaftliche Interessen oder vermeintliche gesellschaftliche Notwendigkeiten den Kurs diktierten. Erste zaghafte Ansätze zu einem Umdenken sind bereits zu erkennen. Immer mehr Arbeitgeber sorgen sich um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter und schaffen Angebote für flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Tätigkeiten oder betriebliche Kinderbetreuung. Doch so positiv diese Entwicklungen zu bewerten sind, lösen sie doch nicht das eigentliche Problem des fehlenden familiären Rückhalts. Vielmehr sind wir als Individuen aufgerufen, diese Lücke zu schließen, indem wir uns mit anderen, Gleichgesinnten zusammentun, indem wir Freundschaften gezielt nicht nur mit Gleichaltrigen, sondern auch mit Angehörigen anderer Generationen eingehen, indem wir die Isolation dadurch überwinden, dass wir menschliche Gemeinschaften und menschliches Zusammenleben neu denken. Wenn wir dabei noch auf eine lokale Nähe achten, können Netzwerke entstehen, die nicht nur emotional nährend sind, sondern uns auch auffangen, wenn wir Hilfe brauchen. Freundschaften, Cliquen und Wahlverwandtschaften können im 21. Jahrhundert möglicherweise die frühere Großfamilie funktionell ersetzen, ohne dafür die Überwindung starrer und normativer Familienentwürfe wieder herzugeben. Dies verlangt freilich nach unserem eigenen Engagement. Solche Verbindungen müssen gesucht und gepflegt und häufig immer wieder neu verhandelt werden. Aber wenn dadurch ein Umfeld entsteht, in dem sich der und die Einzelne wieder geborgen und geschützt fühlt, in dem Wissen und Erfahrung auf natürliche Weise weitergegeben werden und in das Babys mit der Sicherheit hineingeboren werden, dass immer jemand da ist, dann lohnt es sich vielleicht, diesen Gedanken weiterzuverfolgen.

Ein erster Anlaufpunkt könnte etwa unsere Schreibaby-Gruppe auf Facebook sein. Hier kannst du dich mit Gleichgesinnten rund um das Thema austauschen und dabei Bekanntschaften schließen.

 

Übrigens

Akute Entlastung bringt unsere swing2sleep Federwiege. Mit ihr habt ihr ein Helferlein, das euer Kind auch dann sanft in den Schlaf wiegt, wenn ihr keine Hand frei habt oder einfach mal eine Pause braucht. Dazu kommt die behagliche Enge der Wiege, die dafür sorgt, dass sich eurer Baby geborgen fühlt wie in Mamas Bauch. Das baut Stress ab und hilft dem Kind, sich zu entspannen. Dank der swing2sleep wird die erste Zeit mit Baby doch wieder ein bisschen mehr so, wie ihr es euch erträumt habt.

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