Stillvorbereitung: Alles, was Du als Schwangere wissen musst

Viele werdende Mütter möchten ihre Kinder nach der Entbindung stillen. Allerdings: Das Neugeborene einfach anlegen und schon fließt die Milch? Die Realität sieht meist anders aus. Die allermeisten Frauen müssen das Stillen mit ihrem Kind erst einmal üben. Doch keine Sorge: das ist vollkommen normal und natürlich. Stillen kostet am Anfang Kraft, Nerven, Zeit, Tränen und Geduld. Eine gute Stillvorbereitung kann helfen, um euch das Stillen nach der Entbindung zu erleichtern. 

Stillvorbereitung - Beitrag von swing2sleep

Stillvorbereitung: Warum Stillen Zeit braucht

Keine Frage: Stillen ist etwas ganz Natürliches. Seit Jahrtausenden werden Menschenbabys gestillt. Deswegen glauben allerdings auch viele, dass es sich um einen ganz instinktiven Prozess handelt, der keiner Vorbereitung bedarf. Soziale Medien, Filme und Serien geben uns dann noch einmal zusätzlich den Eindruck, dass es der Mutter quasi von der Minute der Geburt an gelingen müsste, ihr Kind zu stillen. Wie selbstverständlich. 

Das schürt Erwartungen bei Schwangeren und frischgebackenen Müttern, die dann im Alltag nicht unbedingt erfüllt werden. Die Folge: Eine traurige, vielleicht sogar gestresste und enttäuschte Mama im Wochenbett. Dabei kann das Stillen so etwas Wunderbares sein. Nur braucht es eben etwas Übung und Zeit. Deswegen ist eine gute Stillvorbereitung, insbesondere eine, die im Kopf stattfindet, sinnvoll. 

Was wir von anderen Kulturen lernen können

In vielen anderen Kulturen, insbesondere bei Naturvölkern, wird das Wissen rund ums Stillen und einen gesunden Stillstart von Generation zu Generation weitergeben. Mütter sind oftmals im Kreise anderer Mütter, lernen von anderen Frauen, stillen ganz nach Bedarf des Kindes und ganz frei von Scham.

In unseren westlichen Kulturen scheiden sich wiederum die Geister, wenn es um das Thema Stillen geht. Stillen in der Öffentlichkeit polarisiert beispielsweise noch immer. Zudem sind sich Kinderärzt:innen, Wissenschaftler:innen und andere Expert:innen uneinig, wie lange gestillt werden sollte. 

Zu guter Letzt sind werdende Mütter oftmals von den Meinungen anderer beeinflusst. Viele werdenden Eltern haben nur wenig Vorbilder und erfahren das Stillen betreffend wenig Unterstützung aus der Kernfamilie. Auch die Kommunikation über die konkreten Herausforderungen des Stillens ist gering. So haben die wenigsten Frauen vor der Geburt ihres ersten Kindes die Möglichkeiten, eine stillende Mutter ausgiebig zu beobachten. Tief sitzende Unsicherheiten über diese rein natürliche Sache ziehen sich somit seit Jahrzehnten durch unsere Gesellschaft und den weiblichen Kosmos.

Stillvorbereitungen mit swing2sleepWie kann eine gute Stillvorbereitung aussehen? 

Stillvorbereitung bedeutet nicht, dass du gewisse Übungen zu absolvieren hast oder deine Brustwarzen mit bestimmten Präparaten einschmieren musst. Es bedeutet vielmehr, sich Grundwissen anzueignen. Wie legst du richtig an? Wie genau funktioniert der Milchspendereflex? Warum kommt es zu Milchstau? Was könnten die Gründe sein, warum das Kind nicht trinken mag? Die Antworten auf diese Fragen geben dir Gewissheit und Selbstbewusstsein.  

Wissen ist also Macht – auch und vor allem in Sachen Stillen. Wusstest du beispielsweise, dass 96% aller Frauen stillen können? Weniger als 4% der Frauen können ihr Kind wiederum nicht mit Muttermilch versorgen. Deswegen ist es oft ein Mythos, wenn dir erzählt wird, dass jemand “zu wenig Milch” produziert. Anders gesagt: Mit der richtigen Beratung und ausreichend Informationen und Übung wirst du höchstwahrscheinlich stillen können.

Auch die Väter oder dein Partner / deine Partnerin sollten sich für die Stillvorbereitung Zeit nehmen. Immerhin werden sie die Stillzeit unmittelbar begleiten. Sie können also eine gute Unterstützung sein. 

 

Diese Optionen hast du in Sachen Stillvorbereitung: 

  1. Bücher und gut recherchierte Texte im Internet 
  2. Stillvorbereitungskurse
  3. Stillcafés 
  4. Stillberaterin

Bücher und Websites zum Thema Stillvorbereitung

Es gibt unzählige Bücher zum Thema Stillen und letztlich musst du entscheiden, welches dir am ehesten zusagt. Wir empfehlen beispielsweise Stillen: Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit. – Alles Wichtige auf einen Blick von Vivian Weigert. Toll sind auch die Kapitel rund um das Thema Stillen in dem Buch artgerecht. Das andere Baby Buch von Nicola Schmidt. Im Netz gibt es wiederum passende Seiten wie Stillkinder.de oder Still-Lexikon.de, die sich sicherlich auch gut für eine Vorbereitung eignen.

Stillvorbereitungskurse

In vielen Krankenhäusern und Hebammenpraxen gibt es mittlerweile – ergänzend zum Geburtsvorbereitungskurs – auch Stillvorbereitungskurse. Diese werden in der Regel von einer Hebamme oder Stillberaterin geleitet. Du bekommst Wissen und Tipps vermittelt und kannst schon einmal “trocken” das Stillen und Anlegen üben. Mittlerweile werden diese Kurse auch online angeboten, entweder in Form von Live-Kursen oder im Videoformat. 

Stillcafé
Sich über das Stillen austauschen, mit Zeit und Ruhe anderen Müttern beim Stillen zusehen und mit Vorbildern und Ansprechpartner:innen im Dialog stehen – all das kann besonders gut helfen, um sich auf das Stillen vorzubereiten. Genau dafür sind Stillcafés gedacht, die meist im Krankenhaus oder anderen sozialen Einrichtungen angeboten werden. Schwangere und stillende Mütter kommen zusammen und können über Probleme reden. Zudem ist in der Regel auch eine Hebamme oder eine Stillberaterin vor Ort, um Fragen zu beantworten und Tipps zu teilen. 

Stillberaterin
Und da wir gerade davon sprechen: Bereits vor der Entbindung ist es sicherlich heilsam, mit einer professionellen Stillberaterin zu sprechen. Die bieten meist “Pakete” an, mit Vor- und Nachsorge. Du kannst vorab deine Fragen stellen und bekommst individuelle Tipps für einen guten und gesunden Stillstart. Ist dein Kind dann da, kann dich die Stillberaterin bei akuten Problemen auch zu Hause besuchen und dir zur Hand gehen. 

Stillvorbereitungen - Beitrag von swing2sleep

Wann ist ein guter Zeitpunkt zur Stillvorbereitung? 

Gerade in den allerletzten Wochen vor der Geburt bist du vielleicht schon zu aufgeregt, um dich in Ruhe mit dem Thema Stillen auseinanderzusetzen. Da kreisen deine Gedanken wohl eher um die Baby-Erstausstattung oder die Checkliste für deine Kliniktasche.

Wir raten daher, dich im zweiten Trimester zumindest gedanklich schon einmal mit der Stillvorbereitung auseinanderzusetzen. Generell lässt sich hier aber kaum eine genaue Empfehlung geben. Du gibst das Tempo vor und solltest dich nicht allzu viel stressen – es gibt während der Schwangerschaft schon so viele Dinge zu bedenken. Spüre einfach in dich hinein, wenn du soweit bist, dich dem Thema Stillen zu widmen. Das ist dann auch ein guter Zeitpunkt zur Stillvorbereitung.

Bonding: Stillvorbereitung direkt nach der Geburt

Das erste Anlegen des Neugeborenen, unmittelbar nach der Geburt, mit möglichst viel Hautkontakt, ist ein entscheidender Moment zwischen Mutter und Kind. Das sogenannte Bonding dient dem Aufbau einer Bindung zwischen euch und hat auch einen positiven Einfluss auf das spätere Stillen. Denn, wenn dein Kleines nun die Brustwarze erfasst und rhythmisch saugt (und das machen Neugeborene in der Regel ganz instinktiv), beginnt es, die Brust “zu aktivieren”. Die Milchproduktion wird auf diese Weise angeregt.
Aber keine Sorge: Sollte direktes Anlegen wegen eines Kaiserschnitts oder anderen medizinischen Gründen während der Geburt nicht möglich sein, könnt ihr das Bonding nachholen. Auch dann ist es möglich, eine wunderschöne Stillbeziehung aufzubauen. Im Zweifel braucht ihr dafür nur eben etwas länger. 

Und wie bereits erwähnt bedarf es zum schönen Stillen ohnehin vor allem diese zwei Dinge: Geduld und Zeit. 

 

Photo by Timothy Meinberg on Unsplash
Photo by Luiza Braun on Unsplash
Photo by
Wes Hicks on Unsplash