Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten

Viele Eltern kennen das nur zu gut: Wenn es mal nicht exakt nach der Nase des Kindes läuft, ist das Gezeter riesengroß. Es kann schon ausreichen, eurem Sprössling den Schuh zuzubinden, obwohl er das doch selbst machen wollte, oder das Brot an der falschen Stelle durchzuschneiden. Und dann gibt es nicht nur Protest – es spielen sich regelrechte Dramen ab. 

Gefühlsstarke Kinder – wilder, lauter, sensibler 

Ein umgeschüttetes Saftglas kann zur völligen Eskalation führen. Ist die Mütze kratzig, hebt sich der Vorhang für ein dramatisches Spektakel – samt Zugabe. Was ist nur los mit diesen Kindern? Ist so ein Verhalten noch normal?

Vielleicht ist das Kind ja einfach nur in der Trotzphase. Und dann versucht es halt, seinen Willen durchzusetzen, und protestiert, wenn ihm etwas nicht passt. Und es ist auch normal, dass das zuweilen ganz schon anstrengend und nervig sein kann. Allerdings scheint dieses Kind beim Durchdrehen jedes Maß zu verlieren. 

Tatsächlich ist entscheidend, wie oft und wie heftig die Wutausbrüche eures Kindes auftreten. Wenn es eher Dauerzustand als Ausnahme ist, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr ein sogenanntes „gefühlsstarkes Kind“ habt.  

Was ist das – ein gefühlsstarkes Kind? 

Gefühlsstarke Kinder sind anders. Schon als Baby weinen sie nicht einfach leise, sondern protestieren vehement und lautstark. Läuft etwas nicht nach ihren Vorstellungen, werden sie unausstehlich. Für betroffene Eltern ist das ganz schön anstrengend. Man geht mittlerweile davon aus, dass jedes siebte Kind gefühlsstarke Tendenzen zeigt. 

Heute weiß man, dass die Amygdala, also quasi die Alarmanlage im Hirn, bei den betroffenen Kindern besonders ausgeprägt und damit besonders empfindlich ist. Schon bei geringem Stress schaltet ihr Gehirn auf höchste Alarmstufe und damit sozusagen in den Notfallmodus. Dafür kann schon eine relative Lappalie wie ein kaputter Reißverschluss ausreichen. Der folgende Wutanfall dauert dann nicht nur ein paar Minutensondern erstreckt sich schnell mal über ein paar Stunden.  

Kind sitzt auf dem Stuhl und hält ein Kuscheltier Mutter richtet die Haare

Woran erkennt man gefühlsstarke Kinder? 

Gefühlsstarke Kinder erleben und äußern ihre Gefühle außergewöhnlich intensiv. Dabei wechseln sie schnell von einem Extrem ins nächste. Durch diese besondere Sensibilität kann es auch leicht zu einer Reizüberflutung kommen. 

Geht es darum, etwas durchzusetzen, legen solche Kinder eine bemerkenswerte Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit an den Tag. Dies kann allerdings auch als mangelnde Flexibilität in Bezug auf ihre Wünsche und Ziele ausgelegt werden. Dafür spricht, dass diese Kinder häufig sehr an gewohnten Ritualen hängen und große Probleme haben, davon abzuweichen. Veränderungen und Neuerungen können sie nur schwer annehmen. Dafür sind ihre Energie und ihr Bewegungsdrang schier unerschöpflich. Dadurch kommen sie meist auch mit weniger Schlaf aus als ihre Altersgenossen. Nicht selten sind diese Kinder auch grüblerischer und befassen sich mit tieferen Gedanken als Gleichaltrige 

Gefühlsstarke Kinder entwickeln sich im Allgemeinen schneller als andere Kinder. Als Babys drehen sie sich früh und lernen im Durchschnitt auch eher laufen. Auch dies ist auf ihren eisernen Willen und  ihre extreme Zielstrebigkeit zurückzuführen. 

Diese Kinder erleben einfach alles viel intensiver: Musik ist nicht einfach nur laut, sondern sorgt dafür, dass schier der Kopf platzt. Haarewaschen nervt nicht nur, es ist unerträglich. Der Stich einer Biene ist nicht nur unangenehm, sondern verursacht höllische Schmerzen. Diese extreme Empfindungstiefe hängt auch zusammen mit der nur schwach ausgeprägten Selbstberuhigungskompetenz 

Diese Kombination macht es für Eltern besonders anstrengend, zumal die Bedürfnisse solcher Kinder ein Fass ohne Boden zu sein scheinen.  

Gefühlsstarke Kinder mögen für ihre Mitmenschen zwar anstrengend sein, sind dafür aber auch ausgesprochen kreativ und fantasievoll. Sie hinterfragen von klein auf Regeln und Normen. Auf der einen Seite werden sie es damit ihr ganzes Leben lang nicht leicht haben – allerdings waren es schon immer die Hinterfrager, die Querdenker, die Unbequemen, die Nerver und die Revoluzzer, die gesellschaftlichen Fortschritt vorangetrieben haben.

Zudem kann Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit ihnen eine beeindruckende Laufbahn ermöglichen. Sie lassen lassen sich durch nichts und niemanden aufhalten. Solange dies keine psychopathischen und empathielosen Züge annimmt, ist es eine echte Gabe, mit der diese Kinder Großes erreichen können 

Was können Eltern tun? 

Ein gefühlsstarkes Kind aufzuziehen ist sicherlich anstrengend 

Wichtig ist, dass ihr euch die Ursachen und Hintergründe für das Verhalten eures Kindes und dessen charakterliche Besonderheiten vor Augen führt. Euer Kind ist weder ein schlechter Mensch noch verhaltensgestört. Tatsächlich stellen viele Eltern bei einer Selbstreflektion fest, dass sie früher selbst ein gefühlsstarkes Kind waren.

Die Erziehung eines solchen Kindes bedarf sicherlich eines speziellen Fingerspitzengefühls, doch mit den richtigen Kniffen lässt sich auch dies bewältigen und die Energie des Kindes in die richtige Bahn lenken.

Die meisten Regeln für den Umgang mit eurem Kind sind im Grunde sehr simpel: Wenn es mal wieder brodelt, Ruhe bewahren, bis 10 zählen und versuchen, sich nicht stressen zu lassen. Sorgt in besonders kritischen Phasen für Ausgleich. Auch verschiedene Entspannungstherapien können eurem Kind helfen, seine Emotionen allmählich besser zu verstehen und zu kontrollieren.

Wenn Eltern schon im Voraus wissen, was zu einem Wutanfall führt, sollten sie versuchen, solche Situationen von vorneherein zu umschiffen. Manchmal ist das möglich, manchmal nicht. Hier ist ein bisschen Kreativität gefragt.  

Mit Zwang erreicht ihr bei einem gefühlsstarken Kind übrigens rein gar nichts 

Auch hier gilt: Grenzen setzen!  

Auch gefühlsstarke Kinder besitzen allerdings keinen Freibrief für schlechtes Benehmen. Wenn Eltern ihnen vor lauter Rücksichtnahme oder aus Angst vor einem Wutanfall alles durchgehen, wäre das eine fatale Strategie. Auch und gerade gefühlsstarke Kinder müssen lernen, sich an grundlegende gesellschaftliche Normen zu haltenDas ist allerdings eine Gratwanderung: Einerseits müsst ihr eurem Kind zeigen, dass ihr es liebt, egal, wie es sich benimmt. Andererseits müsst ihr ihm klarmachen, dass es sich nicht immer und überall so benehmen kann wie es will. Dies setzt eine sehr achtsame, wertschätzende, aber auch Grenzen setzende Erziehung voraus.  

Gerade diese sensiblen Kinder brauchen feste Grenzen und eine enge emotionale Begleitung durch ihre Eltern. Die starken Gefühle machen dies manchmal zu einer größeren Herausforderung als bei anderen Kindern – allerdings ist die Bindung dafür auch ganz besonders intensiv.  

Quelle: Imlau, Nora. 2018. So viel Freude, so viel Wut. 9. Auflage. München: Kösel-Verlag.

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